– Die Bagage –

Monika Helfer

Lesetipp: „Die Bagage“ von Monika Helfer

Ein kurzer Roman, in dem ein ganzes Familiendrama steckt.

Die Familie Moosbrugger lebt in einem kleinen, weit abgelegenen österreichischen Dorf. Als „Bagage“ bekannt, führen Maria und Josef mit ihren vielen Kindern ein schlichtes, einfaches Leben.

Eines Tages wird Josef einberufen. Er verlässt die Familie um im ersten Weltkrieg „im Felde“ zu dienen. 

Maria bleibt mit den Kindern zurück und wird durch Bürgermeister Fink, der von Josef eingespannt wurde, in den harten Zeiten unterstützt und überwacht.

Dann taucht Georg auf. Ein Deutscher aus Hannover, in den sich Maria verliebt.

Schon die krummen „Geschäftchen“ Josefs sind immer wieder Gesprächsstoff in der kleinen Gemeinde und gaben eine Menge Munition für Lästereien, doch als Maria dann auch noch schwanger mit Grete wird, sind Gerüchte unvermeidbar.

Monika Helfer entfaltet in diesem knackigen Roman die Geschichte dreier Generationen. Grete, ihre Mutter, wurde zeitlebens von Vater Josef weder angesprochen, noch berührt.

Der knappe und lakonische Stil erinnert tatsächlich ein wenig an Robert Seethaler. Die Sprache ist sehr atmosphärisch.

Ich wurde in der Buchhandlung sehr gut beraten – nachdem ich in der letzten Zeit lauter dicke Bücher gelesen habe, war ich auf der Suche nach etwas kurzem.

Ein toller Tipp den ich gerne weitergebe: bitte lesen!

– Alfie und der Clownfisch –

Davina Bell & Allison Colpoys

Bestes australisches Bilderbuch 2018

„Manchmal hat Alfie dieses komische Gefühl, und er will sich einfach nur die Decke über den Kopf ziehen. Doch dann, eines Tages, fühlt er sich bereit für die Welt da draußen…“

Ein Buch über das Schüchternsein – und den Mut, über seinen Schatten zu springen.

Auch wenn meine Twins sich in vielen Fällen ähneln, unterscheiden sie sich in einigen Charakterzügen.

Klara ist die Draufgängerin, die einfach macht und total offen auf Leute zugeht. Ella ist eher die Beobachterin. Schüchtern sondiert sie meistens erstmal die Lage aus sicherer Entfernung.

Wie schön, dass es da Bücher wie dieses hier gibt. Es ist wirklich ganz wundervoll illustriert und süß gemacht.

Die Originalausgabe erschien 2015 und wurde jetzt 2020 in der ersten Auflage im Insel Verlag herausgegeben. Die Texte von Davina Bell wurden von Salah Naoura ins Deutsche übersetzt und die Illustrationen stammen von Allison Colpoys.

Ein tolles buch für die kleinen und auch die großen Kinder! Ich liebe die Farben!

– I am not your negro –

James Baldwin

„Aber die Schwarzen in diesem Land, die Zukunft der Schwarzen in diesem Land, ist genau so hell oder so dunkel wie die Zukunft des Landes.

Es liegt allein in der Hand der Amerikaner und unserer Politiker. Es liegt allein in der Hand der Amerikaner, ob sie dem Fremden den sie so lange verleumdet haben, ins Gesicht sehen, sich mit ihm befassen und ihn einbeziehen.

Die Weißen müssen versuchen, in ihren Herzen zu finden, warum es überhaupt notwendig war, einen Nigger zu haben. Denn ich bin kein Nigger. Ich bin ein Mensch.

Wer glaubt, ich sei ein Nigger, der braucht einen. Die Frage, die sich die weiße Bevölkerung im Land stellen muss, im Norden wie Süden, denn dies ist ein Land und für Schwarze gibt es hier keinen Unterschied.

Höchstens in der Art und Weise, wie man uns kastriert. Aber die Kastration ist eine amerikanische Tatsache.

Wenn ich hier nicht der Nigger bin, und Ihr ihn erfunden habt, wenn Ihr, die Weißen, ihn erfunden habt, müsst ihr herausfinden, warum.

Die Zukunft des Landes hängt davon ab, sich dies fragen zu können.“

James Baldwin, I am not your negro

Die Dokumentation ist in der ARTE Mediathek abrufbar. Dringend ansehen!

– Whisper Network –

Chandler Baker

#metoo in Romanformat.

„Whisper Network“ handelt von 3 Frauen, die sich gegen ihren Geschäftsführer zur Wehr setzen, dessen jahrelange Übergriffe und Grenzverletzungen ein offenes Geheimnis sind.

Die Story wird auf unterschiedliche Weise erzählt. Entweder durch die Blickwinkel der drei Hauptfiguren Sloane, Ardie und Grace oder durch diverse Verhörprotokolle der Ermittler. Aber auch eine Art „Wir Frauen“ Form wird hin und wieder verwendet, um zentrale Themen des Feminismus und die Rolle der Frau und Mutter im Berufsleben sowie auf der Karriereleiter zu beleuchten.

Der Inhalt und Plot ist so wichtig – spricht er doch sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Machtgefälle und Abhängigkeitsverhältnisse an.

Auch die Täter-Opfer-Umkehr wird hier sehr gut aufgegriffen.

Leider wirkten die Charaktere blass und die Handlung teils unbeholfen, fast trivial auf mich.

Ich unterstütze allerdings die Sache – es muss über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz gesprochen werden, über unangebrachte Kommentare, grenzverletzende Annäherung und Sexismus.

Hierzu kann dieses Buch seinen Beitrag leisten und zum Dialog einladen.

– Je tiefer das Wasser –

Katya Apekina

„Je tiefer das Wasser“ , ist der Debütroman von Katya Apekina und eines der besten Bücher, die ich in diesem Halbjahr gelesen habe.

Dieser Roman hat es in sich!

Edie und Mae, zwei Schwestern.

Eine bipolare, suizidale Mutter.

Ein toxischer Vater, der die Familie vor Jahren verlassen hat.

Nachdem sich ihre Mutter erhängen wollte und nun in einer Nervenklinik genesen soll, werden Edie und Mae zu ihrem Vater nach New York geschickt.

Edie kommt mit dem neuen, geordneten Leben nicht zurecht und möchte nur nach Hause um sich um ihre kranke Mutter zu kümmern, wie sie es schließlich immer getan hat.

Mae hingegen will davon gar nichts wissen und für immer bei ihrem Vater bleiben. Bloß alles hinter sich lassen und keinen Gedanken an die Mutter verschwenden.

Beide versuchen irgendwie weiterzumachen, jede auf ihre eigene Art und Weise. Schon in einer intakten Familie ist das Erwachsenwerden nicht leicht…umso schwerer ist es, wenn die Mutter psychisch krank und der Vater ein kräftezehrender Egomane ist.

Faszinierend und verstörend zugleich erzählt Katya Apekina ein Familiendrama, wie ich es schon lange nicht mehr gelesen habe.

Trotz des schweren, harten Themas kommt man erstaunlicherweise sehr leicht durch das Buch. Aus den Blickwinkeln verschiedener Protagonisten erfährt man die ganzen Abgründe und Probleme dieser Familie. Und die sind wahrlich nicht leicht zu ertragen.

Die Sprache fand ich sehr intensiv und stark – Brigitte Jakobeit hat hier in der Übersetzung wirklich ganze Arbeit geleistet.

Ein krasses, grandioses Buch. Nichts für schwache Nerven.

– Der Grüffelo –

Axel Scheffler – Julia Donaldson

Man muss nicht groß sein, um groß zu sein.

Der Grüffelo gilt mittlerweile als einer der Klassiker unter den Kinderbüchern.

Die kleine Maus begegnet einer Menge natürlicher Feinde, die es auf sie abgesehen haben. Doch mit Köpfchen und Fantasie gelingt es ihr immer wieder zu entkommen.

Das Buch ist wirklich fabelhaft! Schöne Texte und tolle Illustrationen.

Neben zwei anderen, ist der Grüffelo aktuell mit ein großer Favorit bei uns. Durch die tollen Reime, haben es die Girls schnell auswendig gelernt.

Jetzt wird immer fleißig mitgesprochen wenn es heißt: „Zum Grüffelo? Sag, was ist das für ein Tier?“ – „Den kennst Du nicht? Dann beschreib ich ihn Dir.“

– Lesemonat Mai –

Alle Bücher – meine Favoriten

Hoppla?! Ich habe tatsächlich 9 Bücher im Mai gelesen!

Das hat mich ziemlich erschöpft muss ich gestehen. Es waren einige dicke Bücher dabei und neben meinen Twins hat mich das sehr gefordert.

Aber ich bereue nichts!

  • Rebecca Makkai – Die Optimisten
  • Karosh Taha – Im Bauch der Königin
  • Anne Enright – Die Schauspielerin
  • Chad Harbach – Die Kunst des Feldspiels
  • Pierre Jarawan – Ein Lied für die Vermissten
  • Karine Lambert – Der unsichtbare Garten
  • Kent Haruf – Kostbare Tage
  • Ian McEwan – Saturday (Diogenes Backlistlesen No. 16)
  • Frank Berzbach – Die Schönheit der Begegnung

– Meine Top 4 im Mai –