Janina Hecht

“Diese Momente, in denen mir seine Spur verloren geht. Als wäre er auf einmal nicht mehr dabei gewesen. Dann plötzlich steht er im Zentrum von allem und nichts kann ohne Bezug zu ihm sein.”
Teresa wagt eine Reise in ihre Vergangenheit.
Leicht ist das nicht, denn ihre Kindheit wurde viel zu oft von Angst, Konflikten und Ohnmacht beherrscht.
Ihr trinkender, gewalttätiger Vater macht der Familie schwer zu schaffen; die Mutter lange Zeit unfähig ihn zu verlassen.
Seine Launen sind unberechenbar und fast täglich kommt es zu brenzligen Situationen, in denen sie ihm ausgeliefert scheinen.
Teresa, ihr jüngerer Bruder Manuel und die Mutter schöpfen mit der Zeit die Kraft um sich vor den Ausbrüchen zu schützen und einem Leben in Ruhe entgegen zu gehen.
“Mein Vater, wie er ganz ruhig den Tag beginnt, nicht ausgeglichen, aber stabil. Nie schrie er am Beginn des Tages, er ging mit vorsichtigen Schritten, manchmal etwas Weiches in seinem Gesicht. Als hätte sich erst danach etwas verändert, als führten erst der Mittag und der Nachmittag in eine andere Richtung, und an jedem Morgen hätte es die Möglichkeit zu einem anderen Verlauf der Geschichte gegeben, die ich schreibe.”
In ihrem Debütroman schreibt Janina Hecht über Familien, die nach außen hin funktionieren, aber bei näherem Hinsehen, kann man erahnen was sich hinter der Fassade verbirgt.
Das Buch habe ich an einem Tag gelesen. Die Geschichte hat mich stark gefesselt und die kurzen Kapitel haben mich flott vorankommen lassen.
Obwohl die Beschreibungen leicht und unbeschwert daherkommen, wirkt der Inhalt nach und ich musste ein ums andere Mal schwer schlucken. Schwelende Auseinandersetzungen, unausgesprochene Worte reihen sich an heftige Eskalationen und doch erzählt die Protagonistin aus einer gewissen emotionalen Distanz über das Aufwachsen unter diesen Umständen.
Ein gelungenes Buch über eine schwere Kindheit, der man entwachsen kann.