James Baldwin

„Viele Weiße und viele Schwarze, aneinandergekettet in Raum und in Zeit und durch die Geschichte, alle in Eile. In Eile, voneinander wegzukommen, dachte er, aber nie und nimmer schaffen wir das.“
Jazz-Musiker Rufus Scott beginnt eine Beziehung mit der weißen Südstaatlerin Leona. Sie lernt seinen Bekannten- und Freundeskreis kennen. Darunter Vivaldo, ein noch unveröffentlichter Schriftsteller und das Ehepaar Richard und Cass Silenski. Als Rufus gegen Leona gewalttätig wird und sie regelmäßig verprügelt, wird sie in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Rufus verfällt in Depressionen und begeht letztendlich Suizid indem er sich von der George Washington Brücke stürzt.
Ida, Rufus jüngere Schwester, kommt nur schwer über seinen Tod hinweg. Sie gibt den Lebensumständen von Schwarzen im weißen Amerika die Schuld und ist überzeugt, dass es der Rassismus war, der Rufus in den Tod getrieben hat. Sie beginnt eine Beziehung mit Vivaldo, die von gegenseitigem Misstrauen und Unverständnis geprägt ist, da er Idas Erfahrungen nicht nachvollziehen kann und manchmal auch schlichtweg nicht verstehen will. (Farbenblinder Rassismus/ White Fragility)
Als Eric, der viele Jahre in Frankreich gelebt hat, nach New York zurückkehrt, kehrt er auch in den Freundeskreis um die Vivaldo, Cass und Richard zurück. Gesetzt und mit sich im Reinen wartet er auf die Ankunft seines Geliebten Yves, der ihm bald folgen wird.
„Wenn Baldwin ein zentrales politisches Argument hatte, war es, dass die Schicksale von schwarzem Amerika und weißem tiefgreifend und unumkehrbar miteinander verflochten waren. Jedes erschuf das jeweils andere, jedes definierte sich selbst in Beziehung zum anderen, jedes konnte das andere zerstören.“ (René Aguigah)
„Ein eigenes Land“ von James Baldwin handelt von Beziehungen und Liebe. Und mit Liebe meine ich die Liebe in all ihren Facetten.
Die Dialoge sind unglaublich brutal in ihrer Ehrlichkeit, die Beziehungen zeigen die Probleme und Reibungspunkte, die es einem oft so schwer machen voranzukommen und Hindernisse zu überwinden. Liebe und Hass liegen oft nah beieinander…doch Baldwin wollte uns mit diesem Roman etwas sagen. Nämlich, dass es nicht wichtig ist, von wem die Liebe kommt, sondern es darauf ankommt zu lieben und geliebt zu werden.
Das „eigene Land“ ist kein Fleck auf der Landkarte. Es ist der Ort, an dem man sich zugehörig fühlt.
Große Verehrung und Leseempfehlung!