Sebastian Stuertz

Muss es denn noch ein Coming-of-Age Roman sein?
In diesem Fall sage ich ganz klar: JA!
Nachdem die 17jährige Alina auf der alten Schule gemobbt wurde, sieht sie dem Start an der neuen künstlerisch ausgerichteten Einrichtung erst einmal skeptisch entgegen.
Ihre Mutter Ulli ist von Beruf Clown (seriously), ihren Vater hat sie nie kennengelernt und der Mann, mit dem ihre Mutter viele Jahre zusammengelebt hat, und den sie als Dad kennt, hat nun eine neue Frau und Familie.
Alinas Sorgen schulische Sorgen verfliegen schnell.
Sie findet Anschluss in der Klasse und bekommt schnell das Image eines coolen Nerdgirls, als sie für den “freien Freitag” ihre App vorstellt, die sie selbst gecoded hat.
MUSC wird kurzerhand zum Klassenprojekt, bei dem Alina als Admin/ Entwicklerin für das Social-Network fungiert während ihre Mitschüler:innen in der App anonym Gedanken und Träume austauschen können.
Für kurze Zeit bricht das Chaos aus, als Alina und ihre Mutter von Ray vor die Tür gesetzt werden, bei dem sie eine ganze Weile zur Untermiete in einer Art WG gelebt haben. Da trifft es sich gut, dass Ulli bereits beim ersten Elternabend mit Herrn Carstensen, dem Vater eines Mitschülers, im Bett gelandet ist. Kurzerhand ziehen sie zu Urs Carstensen, dessen Sohn Corvin und Tochter Nina.
Als wäre das Erwachsenwerden und die Vorbereitungen auf das Abitur nicht schwer genug, muss sich Alina nun bei wildfremden Leuten in neuer Umgebung zurechtfinden. Dann sind da noch ihre verwirrenden Gefühle für Malte und das Problem im Netzwerk – es gibt einen User zuviel…
Ein witziger, liebenswerter Roman über das Erwachsenwerden, erste Liebe und Freundschaften. Ich habe das Buch innerhalb von gut zwei Tagen weggelesen. Stuertz schreibt witzige Dialoge und über Menschen, wie wir sie alle kennen. Eine der für mich nervenaufreibendsten Figuren überhaupt, war Clown-Mutter Ulli, die es einfach nicht gebacken bekommt ihrer Tochter ein stabiles Zuhause zu ermöglichen.
Einen großen Negativpunkt muss ich allerdings ansprechen. Ich finde die harmlose Darstellung von Drogenkonsum der Schüler:innen bedenklich. Ich bin nicht naiv und weiß, dass viele Jugendliche auf Partys und auch sonst Drogen konsumieren. Hier vermisse ich aber eine kritischere Auseinandersetzung damit, dass es bei sehr sehr vielen Menschen nicht bei dem Ecstasy, Kokain und LSD hier und da bleibt, sondern diese Art Drogen zu ernsthaften Psychosen, Depressionen und oft auch in die Abhängigkeit führen können.