– Zwischen uns liegt August –

Fikri Anil Altıntaş

Heute Morgen um 05:30 Uhr habe ich die letzten Seiten von Fikri Anil Altıntaş -Zwischen uns liegt August- mit Tränen in den Augen gelesen.

Eine zutiefst berührende Geschichte über die Liebe eines Sohnes für seine sterbende Mutter.

Anils Mutter hat Bauchspeicheldrüsenkrebs und auch wenn es niemand offen ausspricht, so ist doch allen schmerzlich bewusst, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt. Lange hat er versucht der Realität aus dem Weg zu gehen, doch der Zustand seiner Mutter ist ernst, die Schmerzen werden schlimmer, die Wachphasen immer kürzer, ihr Körper kann nicht mehr viel länger mitmachen.

Niemand kann mehr die Augen davor verschließen, was schon bald geschehen wird.

Während er seiner Mutter in den letzten Momenten beisteht, sie bei Arztbesuchen begleitet, mit ihr ein Familienessen vorbereitet und auf den Vater und seine Schwester mit Familie wartet, geht er in Gedanken ihr Lebenswerk in der Familiengeschichte durch, welche Rassismuserfahrungen die Familie über die Jahre geprägt haben und wie es sich anfühlt in zwei Ländern beheimatet zu sein.

In der zweiten Perspektive des Buches befinden wir uns in Aydın der 70er Jahre, in denen die junge Mürüvvet (Anils Mutter) politisch interessiert den Wahlkampf verfolgt, für ihre Prüfungen lernt, von einem eigenen Auto träumt. Ihr Vater, der Gastarbeiter in Deutschland ist, kommt nur einmal im Jahr für ein paar Wochen nach Hause. Die Hoffnung auf einen politischen Umbruch im Land, lässt Mürüvvet und ihre beste Freundin Efsun Pläne schmieden. Umso größer ist der Schock und die Verzweiflung Mürüvvets, als ihr Vater ihr mitteilt, dass er vorhat ihre Mutter, ihre Brüder und sie schon nächsten Januar zu sich nach Deutschland zu holen.

Was für ein mitreissender, hoch berührender Roman über Abschied, Trauer und von der Suche nach Zugehörigkeit, dem fast unmöglichen Versuch sich ein Leben, zerrissen zwischen Deutschland und der Türkei, aufzubauen.

Kapitel für Kapitel habe ich die bittersüß schmerzlichen Worte in mich aufgesogen, mit blutendem Herz und Kloß im Hals, war ich Teil dieser Familie, in der so vieles ungetan und ungesagt blieb. Fikri Anil Altıntaş lässt einen -alles- fühlen und das ist es, was wir alle brauchen.



Erschienen bei C.H. Beck

[unbezahlt|selbstgekauft]

Veröffentlicht von booksandtwins

Books/ Twinmom/ Reader/ Writer There's just parts of me that you can't have. No-one can.

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