Ferdinand von Schirach

“Die Tage damals vergingen ohne Widerstand, nichts fiel mir schwer, und nichts zählte. Ich glaubte, ich sei davongekommen und der dunkelgrüne Park und das Internat und meine Familie lägen hinter mir und seien nicht mehr die Wahrheit. Es schien nun etwas anderes möglich zu werden. Dieses neue Leben gehörte mir: die leuchtenden Morgen des Frühsommers, Kaffee mit ihr unter der Kastanie, die Farbe der Nachmittage ohne Vergangenheit. Nur stimmte es nicht, wir müssen immer bezahlen. Jede unserer Handlungen beruht auf längst schon getroffenen Entscheidungen, wir entkommen uns nicht, ganz gleich, was wir tun.”
Ferdinand von Schirachs neuesten Erzählband -Nachmittage- würde ich als “Deutsches Saudade” bezeichnen.
In sechsundzwanzig Stories nimmt er uns mit auf eine Reise nostalgischer Wehmut. Es sind Begegnungen nach Lesungen, in Bars und Reisen an viele Orte der ganzen Welt, die ihn als Erzähler mit alten Freunden oder völlig Fremden zusammenführt.
Lustigerweise hatte ich öfter Bill Murray in -Lost in Translation- vor Augen und ein Kapitel weiter bezog sich von Schirach tatsächlich auf diesen Film. Hier musste ich kurz auflachen. Chapeau!
Ein inspirierendes Buch, welches von der Vergänglichkeit des Lebens erzählt und wie oft sich ein Blick hinter die Kulissen lohnt.
Süße Melancholie garantiert!