Tove Ditlevsen

„Jetzt musst du vom Schreiben leben, es hat keinen Sinn, sich von einem Mann durchfüttern zu lassen, auch wenn dir das deine Eltern eingeredet haben.“
Direkt nach „Jugend“ habe ich mit „Abhängigkeit“ von Tove Ditlevsen weitergemacht.
Ich muss gestehen, dass mich der dritte Teil der Kopenhagen-Trilogie wirklich aufgeregt hat.
Tove erzählt von ihrer Ehe mit dem deutlich älteren Viggo F. Sie fühlt sich einsam und vernachlässigt, sodass sie schon bald untreu wird. Nach der Trennung ist sie finanziell auf sich allein gestellt und macht den Absprung zur Schriftstellerin. Sie schreibt Romane und findet durch ihre Freundin Nadja Anschluss zu einer Gruppe Leute ihres Alters.
So lernt sie Ebbe kennen. Sie heiraten kurze Zeit später und Tove bringt Tochter Helle zur Welt. Neben Kindererziehung und der Eskapaden ihres trinkfreudigen Mannes fühlt sich Tove in ihrer literarischen Kreativität gebremst. Als sie dann erneut schwanger wird, will sie das Kind keinesfalls behalten und lässt abtreiben.
Als sie nach einem One-Night-Stand eine weitere Schwangerschaft bemerkt, weiß sie nicht, ob es von Ebbe oder dem anderen ist. Durch eine weitere illegale Abtreibung lernt sie gleich ihren nächsten Ehemann Carl kennen; der Engelmacher höchstpersönlich.
Er spritzt ihr gegen die Schmerzen der Ausschabung Pethidin. Tove wird sogleich abhängig, will für immer bei Carl bleiben, solange der ihr nur weiter zu dem „unbeschreiblichen, beglückenden Genuss“ verhilft. Sie trennt sich von Ebbe.
Diese Ehe ist geprägt von Abhängigkeit jeglicher Art. Carl möchte Tove am liebsten nur für sich und isoliert sie zunehmend. Durch ihre Drogensucht wird ihr alles gleichgültig – für sie zählen nur die Pethidinspritzen und Methadon. Sie lügt, fälscht Rezepte und erfindet Erkrankungen um an mehr Schmerzmittel zu kommen. Dies geht sogar so weit, dass sie sich einer unnötigen Ohrenoperation unterzieht, wobei sie sogar auf einem Ohr taub wird.
Der letzte Band der Trilogie war, wie die beiden Vorgänger, für mich ein literarischer Genuss wegen der wunderschönen Sätze und Bilder, die diese wecken.
Aber die Beschreibungen der Drogensucht Toves, haben mich wirklich verärgert. Die Frau war extrem abhängig, in einer toxischen Ehe mit einem psychisch Kranken und ist immer weiter abgerutscht, nur um an den nächsten Kick zu kommen. Dieser Zustand wurde mir hier viel zu lyrisch erzählt. Es hat mich ehrlich gesagt etwas empört wie hier über eine furchtbare Suchtkrankheit gesprochen wird. Romantisierte Beschreibungen des berauschten Dahindämmerns…als wäre nichts dabei sich voll zu dröhnen, während man nebenher seine Kinder aufzieht.
Nichts desto trotz spreche ich eine Empfehlung für die Kopenhagen-Trilogie aus, weil ich diesen ruhigen Erzählton allgemein sehr schätze und Tove Ditlevsen ein Talent für treffende Formulierungen hat. Diese Übersetzung von Ursel Alleinstein ist wirklich ein Geschenk.
Lakonisch, bedrückend und lesenswert.