Sayaka Murata

Nachdem ich kürzlich „Das Seidenraupenzimmer“ von Sayaka Murata gelesen hatte, bestellte ich direkt „Die Ladenhüterin“ hinterher.
Und was soll ich sagen?! Dieses Buch ist ein wahres Kleinod und hat es doch faustdick hinter den Ohren.
Keiko Furukura, schon immer „eigenartig“ und ein Sonderling, ist für ihr Umfeld eine Enttäuschung.
Emotionslos beobachtet sie die Menschen um sich herum und wundert sich mehr als einmal über die gesellschaftlichen Gepflogenheiten, in denen sie kaum bestehen kann.
Das ändert sich, als Keiko mit 18 Jahren einen Aushilfsjob in einem sogenannten Konbini (Convenience Store/ 24 Std Supermarkt) annimmt.
Sie verinnerlicht das Firmenregelwerk, arbeitet nach den klaren Strukturen, organisatorischen Vorgaben und verschmilzt regelrecht mit dem Arbeitsplatz und seinen Anforderungen. Das geht sogar so weit, dass sie die Sprechweise und das Benehmen ihrer Kollegen annimmt. Endlich, so glaubt sie, erfährt sie Anerkennung.
Als sie mit 36 immer noch nur als Aushilfskraft im Konbini tätig ist, dazu ledig und kinderlos, stellt sie das erneut vor Probleme und einer Menge Fragen von Seiten der Familie und der Umwelt.
Da kommt ihr die vermeintliche Beziehung zu einem Mann gerade Recht…oder doch nicht?!
Auch in diesem Roman entfaltet Sayaka Murata ihr Talent zur Sezierung der japanischen Gesellschaft.
Dieser Druck, der auf der Bevölkerung lastet, wenn sie nicht der Norm oder den Erwartungen entsprechen und stattdessen „aus der Rolle fallen“, wird hier so präzise und mit viel trockenem Humor erzählt – es war ein Genuss das zu lesen.
Ich finde es sehr realistisch wenn man sich ein wenig mit den japanischen Werten, den Ansichten in der Arbeitswelt und den Vorurteilen unverheirateter Frauen auseinandersetzt. Gesellschaftskritik par excellence!