– Von einem Sohn dieses Landes –

James Baldwin

Ihr kennt diese Situation: Ihr habt Euch auf einem Gebiet eingelesen, kennt Euch relativ gut aus, könnt dazu gut diskutieren und einen Schwung Bücher ins Gespräch bringen. So weit so gut.
UND DANN kommt eine Autorin oder ein Autor daher und wischt mit ein paar genialen Sätzen und Logik all das mit einer Leichtigkeit eben mal weg.

So ging es mir, als ich “Von einem Sohn dieses Landes” von James Baldwin gelesen habe. Schon im Original war es eine Wucht, doch es nun in der deutschen Übersetzung lesen zu können, versetzte mir nochmal den Todesstoß.
Chapeau Miriam Mandelkow – ich liebe Ihre Übersetzungen von Baldwins Worten und Werken.
Die Sichtweisen auf Richard Wrights “Native Son” oder dem Klassiker “Onkel Toms Hütte” von Harriet Beecher Stowe, die mir Baldwin aufgewiesen hat, hat meine (weiße) Einstellung zu diesen Büchern grundlegend verändert. War ich zuvor der festen Überzeugung hier wirklich etwas über Strukturen des Rassismus zu erfahren, schüttelte er mit ein paar schlichten, aber gehaltvollen Sätzen die Naivität aus meinen Gedanken.

James Baldwin schreibt in seinen Essays über die Identität von Schwarzen Amerikanern, über Rassismus und den immer gleichen Konfrontationen zwischen dem weißen Amerika und ihrer Verunsicherung auf Grund der Schuld, die sie sich in der Vergangenheit aufgeladen hat.
Er erzählt über sich, der Schwarze, homosexuelle Autor, der ein ums andere Mal sein geliebtes Amerika kritisiert, gerade weil er es liebt.
Aber es wäre nicht Baldwin, wenn er nicht auch über sich und sein Aufwachsen in Harlem schreiben würde. Als Stiefsohn eines Baptistenpredigers mit dem es immer wieder Reibereien gab. Wie hart es für die Familie war, die gerade so über die Runden gekommen ist. Wieviel Verantwortung er in jungen Jahren trägt, bis er diese abgibt und nach Paris “flüchtet”. Doch auch dort kann er dem Rassismus und einem komplexen System der Ungerechtigkeit nicht entkommen.

Eine unglaublich aktuelle Lektüre. Prädikat absolut lesenswert.

Veröffentlicht von booksandtwins

Books/ Twinmom/ Reader/ Writer There's just parts of me that you can't have. No-one can.

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