Jasmina Kuhnke

Spätestens seit der Absage ihrer Teilnahme an der #fbm21 im Oktober 2021 kommt man an -Schwarzes Herz- von Jasmina Kuhnke nicht vorbei, ohne aufzuhorchen.
In ihrem Buch erzählt eine Schwarze Ich-Erzählerin im Wechsel über ihre Kindheitserinnerungen als mixed child einer serbokroatischen Mutter und eines senegalesischen Vaters, sowie ihrem Erwachsenenleben als junge Mutter, die in einer toxischen Ehe gefangen ist.
Geboren in Duisburg Anfang der 90er Jahre und als einzige Schwarze Person in ihrem Umfeld, wird sie von Beginn an rassistischen, diskriminierenden Anfeindungen und Ausgrenzungen ausgesetzt. Ihre Mutter steckt in einer schlechten Ehe, arbeitet als Krankenschwester und finanziert die Familie, während der Stiefvater hauptsächlich faul und rassistisch ist.
In der Schule werden ihre Leistungen wegen ihrer Hautfarbe schlechter bewertet, sie findet keinen Anschluss und auch häufige Schulwechsel helfen über die strukturellen Rassismusprobleme Deutschlands nicht hinweg. Nur im Sport kann die Protagonistin glänzen, doch auch hier machen Klischees und letzten Endes ihr eigener Körper ihr einen Strich durch die Rechnung.
Als Erwachsene wird ihre Ehe mit einem gewalttätigen, misogynen Mann zur Tortur. Er isoliert sie, demütigt und schlägt sie, macht sie finanziell von sich abhängig und kontrolliert ihr gesamtes Leben. Zwischen seinen Ausrastern und vermeintlichen “Heile-Welt”-Momenten kommen die beiden gemeinsamen Kinder. Eines Tages nimmt sie das kleine rote Notizbuch zur Hand, welches sie einmal von einer Freundin geschenkt bekam. Sie beginnt zu schreiben. Schreibt sich selbstsicher, schreibt sich neu, schreibt sich letztendlich frei und findet endlich die Kraft ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.
Dieses Buch ist inhaltlich erschütternd und für den gesellschaftlichen Diskurs extrem wichtig. Es ist hart, es steckt voller Schmerz und Wut. Es sollte uns als weiße Mehrheitsgesellschaft wachrütteln, was und wie oft etwas gewaltig schief läuft in unserem “ach so tollen” System und was immer noch von viel zu vielen weißen Menschen ignoriert oder abgetan wird.
Die derbe, vulgäre Sprache hat mich ziemlich abgestoßen. An einigen Stellen war es mir zu roh, zu gewollt und es fehlte an Substanz. Darunter mischen sich kitschige Ausdrücke und holprige Metaphern.
Dennoch ein unentbehrlicher Beitrag im Diskurs um Rassismus und Misogynie insbesondere in Deutschland. Für mich ist es kein Roman, sondern vielmehr ein schonungsloser Erfahrungsbericht, der auf jeden Fall seine Berechtigung in der Literaturlandschaft hat.