Thilo Krause

Elbwärts von Thilo Krause wurde im letzten Literaturclub von Elke Heidenreich in die Runde gebracht. Für mich Grund genug dem Buch eine Chance zu geben.
Der namenlose Ich-Erzähler kehrt nach vielen Jahren in seine Heimat (Sächsische Schweiz) in die „Stadt-die-keine-ist“ zurück. Es begleiten ihn seine Frau Christina, eine Physiotherapeutin und seine ebenfalls namenlose Tochter, genannt „die Kleine“. Wenige Kilometer vom Heimatort entfernt, mieten sie ein Haus auf einem Berg.
Der Protagonist kehrt mit gemischten Gefühlen heim, denn er wird auch auf Vito treffen, seinen ehemals besten Freund, der bei einer der waghalsigen Klettertouren im Elbsandsteingebirge als Kind verunglückte und ein Bein verlor.
Auch die ihm vertraute Umgebung hat sich sehr verändert. So gilt er jetzt als Fremder und wird von den Einwohnern eher misstrauisch und unfreundlich behandelt, statt mit offenen Armen empfangen. Ebenso hat sich das Landschaftsbild verändert. Die schönen Erinnerungen an das Leben in dem Ort werden nun von herumwandernden Nazis getrübt.
Der Ich-Erzähler ficht einen Kampf mit sich, seiner Vergangenheit, den Schuldgefühlen wegen Vitos Bein und der Anwesenheit von Glatzen samt ihren Schmierereien und deutschen Schäferhunden. Das ist nicht die Heimat, die er erwartet hat.
Und dann kommt die Elbe…2002, die Flutkatastrophe an die sich sicher noch viele erinnern.
Thilo Krause schreibt einen Heimatroman, der keiner ist. Hier verschwimmen Vergangenheit und Gegenwart; Szenen aus Kindheit und aktuellen Ereignissen mischen sich.
Er schickt den Ich-Erzähler auf eine Suche nach sich selbst, sehnsüchtig und schwer gezeichnet von dem tragischen Unglück des Freundes in Jugendzeiten.
Poetisch, dicht und sehr sensibel aber niemals kitschig.
Allerdings – ein Buch das Ruhe braucht!