– Evil Eye –

Etaf Rum

Yara, Ehefrau und Mutter zweier Kinder, führt ein gutes Leben.

In ihrem Job betreut sie den Social Media Auftritt der Universität bei der sie auch als Dozentin einen Einführungskurs hält.

Ihrem Ehemann Fadi ist sie eine treue, fürsorgliche Ehefrau und sie ist stolz darauf, dass sie sich trotz ihres familiären palästinensischen Einflusses anders als ihre Mutter zu einer selbstsicheren, unabhängigen Frau entwickelt hat.

Aufgewachsen als Tochter migrantischer Eltern die ihr Glück in Amerika gesucht haben, hat sie die patriarchalen Zustände in der Ehe ihrer Eltern hautnah miterlebt und sich geschworen, dass sie später selbstbestimmt leben wird.

Es kommt jedoch anders. Fadi arbeitet den ganzen Tag und ihr wird sowohl der Haushalt, als auch die Kindererziehung selbstverständlich zugeschoben. Dies bremst sie automatisch auf der Karriereleiter aus, da die Kinder und familiäre Verpflichtungen ihre Zeit und Ambitionen praktisch vollends in Anspruch nehmen. Beruflich unterfordert und vom Alltag ernüchtert, rücken ihre Träume immer weiter in die Ferne.

Als an der Uni freiwillige Lehrkräfte für eine Studienreise gesucht werden, möchte sich Yara bewerben. Schon immer hat sie davon geträumt zu reisen und die Welt zu sehen. Fadi holt sie jedoch schnell in -seine- Realität zurück, erinnert sie an ihre Pflichten und er in der Arbeit nicht kürzer treten kann. Mit seinen Ansichten und Vorwürfen wird Yara bewusst, dass sie doch nicht so modern und frei ist, wie sie immer gedacht hatte. Kurze Zeit später gerät sie wegen der Reise mit einer Kollegin wegen einer rassistischen Bemerkung aneinander. Als Yara die Beherrschung verliert, wird sie vom Arbeitgeber praktisch gezwungen einen Therapeuten aufzusuchen und letztendlich gekündigt.

Nun ist nichts mehr wie vorher. Auch Yara hat sich verändert und obwohl zuerst widerwillig, sucht sich erneut Hilfe. Mit der Unterstützung ihrer neuen Therapeutin und ihrem Tagebuch, beginnt Yara zu hinterfragen woher ihre Wut kommt, die Traurigkeit und wie sie einen Weg aus dem Ganzen finden kann.

Evil Eye von Etaf Rum habe ich aus Zufall entdeckt und eher beiläufig mitgenommen. Für mich war es ein wahrer Pageturner und trotz des schweren Themas leicht zugänglich. Seite für Seite hat sich das Leid der Protagonistin in diesem patriarchalischen System entfaltet, hat mich oft wütend gemacht und aufgewühlt. Viele Situationen die Yara bewältigen musste, haben sich Frauen in unterschiedlichen Facetten schon mehr als einmal gegenüber gesehen, ganz gleich welcher Kultur sie angehören. Patriarchat ist kein kulturelles Problem – es ist ein männliches.

Fadi ist ein Experte in Gaslighting und Manipulation. Ich war ein ums andere Mal richtig verärgert, wollte Yara anbrüllen sich nicht so behandeln zu lassen.

Natürlich kann man kritisieren, dass Etaf Rum einige Charaktere sehr klischeehaft beschrieben hat. Die sich ewig einmischende Schwiegermutter, der Vater der als gewalttätiger Patriarchat seine Tochter zur Vernunft bringen und ihr Familienschande unterstellen will usw…natürlich ist dies überzeichnet, aber dennoch hat es in die Geschichte gepasst. Und auch wenn dies nicht auf alle Familien zutrifft, so ist dies für das Storytelling nicht an den Haaren herbeigezogen.

Fazit: Ein gutes Buch, welches geographische, kulturelle Grenzen überschreitet und mit seinem Niveau eine breitgefächerte Leserschaft erreichen kann.

Übersetzung: Heike Reissig

Erschienen bei: Pola Stories (selbstgekauft)

Veröffentlicht von booksandtwins

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