Louise Kennedy

In diesem packenden, nachdenklich machenden Roman lesen wir über eine gespaltene Gesellschaft im Belfast der 70er Jahre.
Cushla Lavery, 24 Jahre alt, ist Lehrerin und hilft in der von ihrem Bruder Eamonn geführten Bar aus. Zudem kümmert sie sich noch um ihre Mutter Gina, die sie mit ihrem immer krankhafteren Alkoholproblem und deren Folgen in Atem hält.
Ein normales Leben ist nicht möglich, da die Unruhen und Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten auf ihrem Höhepunkt sind und der Alltag aller von Feindseligkeiten auf Grund von Zugehörigkeit und Religion geprägt ist.
Das Vertrauen unter den Mitmenschen ist stark beschädigt, die Fronten scheinen verhärtet, immer wieder steht die Frage im Raum auf welcher Seite jemand steht und welche “die Richtige” ist.
In diesen schmerzhaften, fast schon hoffnungslosen Zeiten versucht Cushla durchzukommen. In der Bar trifft sie auf den den deutlich älteren Prozessanwalt Michael Agnew. Michael ist deutlich älter, verheiratet und dazu Protestant. Cushla beginnt eine intensive Liebesbeziehung zu ihm. Neben ihren heimlichen Treffen mit Michael, kümmert sie sich mitfühlend um den Schüler Davy und seine Familie, die ein hartes Leben führen und um ihre Existenz bangen, nachdem der Vater überfallen und zusammengeschlagen wurde. Dadurch bringt Cushla sich und ihre Familie allerdings ebenso in Gefahr, da es Strömungen gibt, die so etwas nicht gerne sehen.
Louise Kennedy hat einen gelungenen, temporeichen Roman geschrieben, der ein dunkles Kapitel in der irischen Vergangenheit mit eindrücklichen Szenen und dichter Atmosphäre beleuchtet.
Auch wenn ich über den gesamten Nordirlandkonflikt nicht im Detail informiert war, konnte ich der Handlung dennoch folgen und mir die Bedrohung durch politisch motivierte Anschläge und die damaligen Konflikte sehr gut vorstellen. Bei allen Beschreibungen zeigt die Autorin nie mit dem Finger auf – die eine schuldige Seite- sondern erzählt ausdrucksstark wie die Spaltung der Bevölkerung Misstrauen, Opfer und Hoffnungslosigkeit hervorbringt.
Danke @echo_books für dieses tolle Geschenk
Übersetzung: Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser
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